Wir können nicht mit jenen verhandeln, die sagen: »Was mein ist, ist mein und was dein ist, ist Verhandlungssache.«
— John Fitzgerald Kennedy, US-Präsident 1961 - 1963Reich sind wir nur durch das, was wir geben,
und arm sind wir nur durch das, was wir verwehren.
— Софья Петровна Свечина / Sofia Petrovna Soymonova (known as Anne Sophie Swetchine), Russische Mysterikerin, 22.11.1782 – 10.09.1857
Geteiltes Glück
Wir können zwar die Schönheit einer Landschaft wahrnehmen und geniessen. Aber es drängt uns zugleich, die Schönheit einem anderen mitzuteilen. Gemeinsam durch eine schöne Gegen zu wandern erhöht das Glück. Das Glück möchte man teilen. Wenn ich es nur für mich behalte, wird es schal. Manchmal genügt es, dem anderen zu zeigen, wie schön der Herbstwald in der Sonne leuchtet oder wie da hinter den Wolken ein Gipfel hervorlugte. Dann schauen die Freunde schweigend in die gleiche Richtung und bewundern das Geschaute. Ein andermal drängt es mich, das, was ich schaue, auch in Worte zu fassen. Das gemeinsame Ringen um Worte vertieft das Erleben. Es teilen zu können, tut beiden gut.
Geteilte Erfahrungen
Zur Freundschaft gehört es, miteinander zu teilen, was jeder für sich erlebt und erkennt und spürt. Im Teilen wird das Erlebte dichter, tiefer, lebendiger. Und im Erzählen und Zuhören wächst die Freundschaft. In Zeiten des Unglücks und in Zeiten der Freude. So hat Buddha das Wesen der Freundschaft verstanden: »In dreifacher Hinsicht zeigt sich die Freundschaft: Man hilft einander, das Unheilsame zu überwinden, das Heilsame zu entfalten, und man verlässt einander nicht im Unglück.« Freunde zeigen sich in der Not. Aber nicht nur. Elie Wiesel erinnert an eine Weisheit des Chassidismus: »Die wahren Freunde erkennt man im Glück, denn nur sie sind nicht eifersüchtig, wenn Ihr Euch freut.«
Ich bin besonders
Ich bin ein Gedanke Gottes, der sich in mir ausdrückt. Und Seele bezeichnet das Geheimnisvolle in mir, das dem Zugriff der Welt, auch dem Zugriff des Bewerten, entzogen ist. Seele meint mein unverwechselbar Innerstes. Und in diesem Innersten bin ich auf Gott bezogen. Da übersteige ich diese Welt. Die Seele ist im Leib und prägt ihn. Umgekehrt hat auch der Leib auf die Seele Einfluss. Das merken wir, wenn wir krank sind. Wenn wir von Seele sprechen, meinen wir den Bereich, über den die Menschen nicht verfügten können und in dem ich offen bin für Gott, in dem ich in seine Wirklichkeit selbst hineinreiche. Für mich bezeichnet daher die Seele den göttlichen Glanz meines Inneren, den Reichtum an Ahnungen und Bildern, die ich in mir vorfinde und die mich alle auf Gott verweisen. In der Seele hat er seine Spur in mich eingegraben, um mich immer wieder an sich zu erinnern.
Achtsam auf Hinweise
Wenn wir Gott vergessen, vergessen wir meistens auch uns selbst. Wir leben nicht in Beziehung zu unserem innersten Wesen, zu unserer Seele. Wir leben nur oberflächlich. Wir füllen die Leere mit Hektik. So kann man eine Zeitlang ganz gut leben. Aber irgendwann meldet sich in uns das Fehlende. Vielen wird das Fehlende gar nicht bewusst, weil sie ständig mit irgendetwas anderem beschäftigt sind. Aber wir dürfen vertrauen, dass Gott sich in Erinnerung bringt, wenn wir ihn vergessen. Das kann durch eine Begegnung geschehen, durch ein Wort, das uns trifft, oder durch eine tiefe Erfahrung, die wir nicht anders beschreiben können als mit Erfahrung von Transzendenz, von Geheimnis, letztlich von Gott. Wir müssen nur in unserem Leben achtsam sein darauf.
Anselm Grün, deutscher Benediktiner-/Ordenspater, Betriebswirt, Führungskräftetrainer und Autor spiritueller Bücher und Referent.
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